Lateinamerika Magazin
33 REPORTAGE Kap Hoorn - Eine Reise ans Ende der Welt Am nächsten Morgen findet der erste Ausflug statt. Wir gehen in der Ainsworth-Bucht an Land, wandern am Strand entlang und genießen eine wunderschöne Sicht auf den Marinelli-Gletscher, bevor wir den Wald mit einem maleri- schen Wasserfall entdecken. Valentina, unser deutsch sprachiger Guide, klärt uns über die lokale Flora und Fauna auf. Am Nachmittag stehen Magellanpinguine auf dem Programm. Aus nächster Nähe nehmen wir am Leben der Pinguine teil, wie sie scheinbar unbeholfen herumwatscheln und im eiskalten Ozean schwimmen gehen – hier sind sie alles andere als unbeholfen! Der zweite Tag startet nicht weniger spannend mit dem Pia-Gletscher. Wir steigen unter heftigem Regen ins Zodiac. Als wir an der Moräne vor dem Glet- scher ankommen, bricht die Sonne durch - und fast gleichzeitig kalbt der Gletscher. Atemberau- bend. Was für eine Begrüßung! Durch den Matsch stapfen wir einen Berg hoch - und verdienen uns eine wunderschöne Aussicht auf Pia. Den Nachmittag verbringen wir an Bord des Schiffes in der Darwin Lounge und fahren durch die Allee der Gletscher, die majestätisch an uns vorbeiziehen - und mit jedem Gletscher hat die Crew eine passende Überraschung für uns. Heute geht es früh ins Bett, denn morgen wartet das symbolische Ende der Welt auf uns – Kap Hoorn. Das Kap Hoorn ist nicht ohne. Wir planen vor dem Frühstück anzulegen, denn dann sind die Wetterkonditionen meist am günstigsten. Bereits um 5 Uhr morgens weckt mich der Wellengang und ich darf den schönsten Sonnenaufgang meines Lebens bewundern. Die Wellen sind nur einen Meter hoch - Standard am Kap Hoorn, wird mir gesagt. Ich bin unglaublich aufgeregt. Werden wir anlegen können? Ich begebe mich in voller Montur - inklusive Rettungsweste - in die Lounge, wo die anderen Gäste schon gespannt die finale Entscheidung des Kapitäns abwarten. Wir bekommen grünes Licht - los geht’s! Wir legen an und steigen die 140 Stufen auf den Fels der Isla Hornos hoch. Hier am Kap Hoorn sind aufgrund der rauen Konditionen viele Schiffe gesunken - mehr als siebenhundert - zehntausend Seemänner haben ihr Leben dabei verloren. Man sagt, dass in den Albatrossen in Patagonien die Seelen der verstorbenen Seemänner weiterleben, aus diesem Grund wurde dort ein Monument zu Ehren des Albatros gebaut. Solide, umWindgeschwindigkeiten von 200 km/h zu trotzen - und trotzdem ist es vor ein paar Jahren umgeweht worden. Kap Hoorn eben. Nun steht es aber wieder in voller Schönheit. Das Wetter ändert sich schnell am Kap, das den Elementen ungeschützt ausgesetzt ist. Ich erlebe erst Sonne, dann Regen und Wind, bis es fast stürmisch wird. Das tiefe Horn des Schiffes ertönt - das Zeichen des Kapitäns, dass das Wetter umschlägt und wir zurück aufs Schiff müssen. Eine Kap Hoorn Erfahrung so authentisch, wie man es sich nur wünschen kann. Den Nachmittag verbringen wir im Sonnen- schein bei warmen 15 Grad in der Wulaia Bucht, an deren höchsten Punkt wir eine atemberaubende Aussicht genießen. Wäh- rend unserer Wanderung stellen wir uns vor, wie das Leben damals so war, als hier die Yámanas, die Ureinwohner der Region, die Darwin studiert hat, gelebt haben. Am nächsten Tag erreichen wir bereits Ushuaia, die südlichste Stadt Argentiniens. Das Abenteuer ist vorbei. Aber die Erinnerun- gen werden mir für immer bleiben. Das Abenteuer startet in Punta Arenas, einem windigen kleinen Dorf in Chile, mit schönen bunten Dächern. Wir gehen an Bord des Kreuzfahrtschiffes Ventus Aus- tralis - das sich sofort wie das Zuhause der nächsten Tage anfühlt - nicht zuletzt dank der Herzlichkeit der Crew an Bord. Ich schicke meine letzten Nachrichten, denn ab jetzt bin ich offline.
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