Australien Magazin

ADVERTORIAL Vom Fremden zum Freund Ich spüre die Stirn eines Menschen an meiner. „Kia Ora“ sagt Riwai Grace und blickt mir dabei tief in die Augen – und der Fremde wird urplötzlich zu einem Freund. Der Tourguide in Christchurch erklärt: „Der Hongi ist der traditionelle Gruß der Māori. Man reicht sich in der Regel auch die rechte Hand und fasst mit der linken den Unterarm des Gegenübers.“ So verbinde sich der Lebensatem der beiden Menschen – und der Begrüßte sei für die Māori nicht mehr Manuhiri – ein Besucher –, sondern Tangata Whenua, ein Mensch des Landes.“ Unsere nächste Station ist Kaikōura. Der Ort an der Ostküste der Südinsel ist vor allem von März bis November einer der Hotspots für Delfin- und Walbeobach- tungen. Gerade in dieser Zeit sind die Chancen hoch, dass ich eine Schule Delfine sehe, die in Richtung Süden schwimmt. Später geht die Erkundung der Küste zu Fuß weiter. Ich entdecke eine Kolonie neuseeländischer Seebären. Die Weibchen säugen ihre Jungen, während andere Tiere sich auf den Felsen sonnen. Am Abend bewundere ich die Sterne am schwarzen Himmel: Seitdem 2020 in Kaikōura die Dark-Skies-Initiative gegründet wurde, laden Dr. Larry Field und Brian Horsfall regelmäßig zur Sternenbeobachtung durch das Teleskop ein – vor allem im neuseeländischen Frühling sind die Bedingungen für nächtliche „Sternengucker“ perfekt. Am nächsten Tag steht der Zug bereit: Im Speisewagen lasse ich mich bei Häppchen und Sekt auf der Coastal-Pacific-Routesanft durchrütteln – begleitet von den Wellen des blauen Pazifiks. Der Zug ist nicht voll – in der Nebensaison sind weit weniger Touristen unterwegs. Vom Städtchen Blenheim geht es per Bus durch üppige Weinfelder der Marlborough-Region zu einem speziellen Rückzugs- ort: Cristina und Lasse Holopainen haben in unberührter Natur am Maruia River eine Wohlfühloase geschaffen. Genau dort führte früher eine Route der Māori durch den Urwald an die Westküste. Dort ist Nephrit-Jade zu finden, die als grüne Kettenanhänger – Hei-Tiki genannt – noch immer eine besondere Bedeu- tung haben. Eintauchen in dieses Land bedeutet auch innehalten: Im heißen Pool beim Waldbad spielt Zeit plötzlich keine Rolle mehr. Nur der melodische Vogelgesang des Glockenhonigfres- sers ist zu hören und das Rascheln der Blätter im Wind. Hier fällt es leicht, sich wieder mit der Natur zu verbinden. Ein neuer Tag: Das Wasser spritzt auf, als die Paddel ins türkisblaue Wasser eintauchen. Auf ihren Waka, den Auslegerkanus, erreichten die Māori bereits vor rund 800 Jahren die neuseeländischen Inseln. Noch heute sind sie Teil ihrer Kultur. Thomas Muetu lässt mich teilhaben an einer solchen Fahrt. Er ist ein Ngāi Tahu, ein Māori der Südinsel. So spricht er den Segen zum Schutz, bläst die große Muschelschale Pūmoana an, und die Fahrt durch das türkise Wasser der Tasman-Bucht beginnt. Schon überzieht ein dünner Salzfilm Hände, Arme und Gesichter. Was für ein Erlebnis... Auf dem Weg zurück paddeln alle in einem stillen Rhythmus. Der Abschied fällt schwer, denn die Geschichte der Māori erinnert mich daran, dass wir alle miteinander verbunden sind – das Land, die Bäume, die Fische und Vögel. Und ich behalte die Worte „Manaki Tanga“ in Erinnerung: Ich bin als Fremde gekommen und gehe als Freund... „Aotearoa“ – so nennen die Māori, das indigene Volk Neuseelands, ihre Inseln. Das Land war über viele Millionen Jahre geografisch vom Rest der Welt isoliert, und entwickelte deshalb eine spezielle Tier- und Pflan- zenwelt und unterschiedliche Landschaften. Es ist ein einzigartiges Wunder der Evolution – und ich kann kaum erwarten, es zu entdecken. 93

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